Lavendra Lorit, Serva
Wohlig lehnte sich Lavendra im warmen Wasser zurück und genoss die Schultermassage. Die Wanne in der sie lag war in ein Podest von etwa einem halben Meter Höhe eingelassen. Es war ein massiver Block aus grünem Marmor, aus dem man die Wanne herausgeschnitten hatte. Unter ihrem nackten, entspannten Körper war der Stein perfekt glatt geschliffen, mit einer Mulde zum sitzen, die ihr nun den Halt gab den sie brauchte, um ihre Beine entspannt im Wasser schweben zu lassen. Etwa einen halben Meter Platz bot das Podest rings um die Wanne, auf dem in Flaschen, Phiolen und Schüsseln verschiedene Badeöle und Schampos aufbewahrt worden, die das Wasser weicher, duftender, ihre Haut zart und ihr Haar glänzen lassen sollten. Direkt neben ihrer linken Hand stand eine Schale mit Obst, und in der rechten hielt sie ein Glas mit Annanassaft vermischt mit etwas Champagner, einem Hauch Kirschsaft, einem Spritzer Zitrone und ein wenig Syn. Ein wunderbares Getränk um sich zu entspannen und massieren zu lassen.
Der Sklave hatte weiche, kräftige Hände mit denen er sie sanft und gründlich massierte, während sie sich zurücklehnte, die Beine im Wasser ausstreckte und darüber nachdachte ihn dazu aufzufordern ins Wasser zu kommen, natürlich nachdem er sich ausziehen sollte, und sich noch eine schöne Stunde mit ihm zu machen.Ben war ein treuer und ergebener Sklave, der im Hause Lorit geboren war und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Sie hatte schon einige schöne Stunden mit ihm verbracht und wusste seine ruhige, zurückhaltende Aufmerksamkeit sehr zu schätzen. Doch heute hatte sie keine Stunde mehr Zeit. Ihr blieben noch gut 30 Minuten, in denen sie sich aus dieser wohlig warmen Wanne lösen, sich anziehen, zurecht machen und noch ein paar Papiere durchgehen musste, ehe sie bei Tisch erscheinen und die Gäste begrüßen würde.
Sie hasste Geschäftsessen. Geschäftsessen waren langweilig. Man saß da, redete über Geschäfte, über Zahlen und Kalkulationen, über Preise, Angebot und Nachfrage und Produktionszeiten und -kosten, während man gelangweilt Hirschragout mit Preisselbeeren und Kroketten kaute.
Warum sollte sie überhaupt dabei sein und so tun als wäre sie interessiert? Geschäfte waren langweilig und es würden sich andere darum kümmern, Amos, seine Frau, seine Eltern, warum noch sie? Sich um Gäste zu kümmern wenn sie kamen, ihnen das Schiff zeigen, ein wenig flirten, ja das konnte sie gut, aber Geschäftliches besprechen? Es konnte so grausam sein eine Lorit zu sein!
Lavendra gönnte sich noch 10 Minuten, genoss das warme Wasser und seine sanften Hände, dann stand sie deutlich unzufrieden auf, ließ sich von dem Sklaven mit einem Tuch aus grünem mit Silber durchzogenem Frottee abtrocknen – sehr gründlich abtrocknen, und verließ das Badezimmer um sich anzukleiden.
Ihr Schlafzimmer war groß und modern. Es hatte kein wirkliches Aussenfenster, aber ein eine ganze Wand ausmachender Monitor täuschte sehr überzeugend den Blick auf einen Garten im Sommer vor, in dem ein Kirschbaum in voller Blüte stand. Passend hatte sie einen Strauß mit Kirschblüten in einer schweren, weißen Vase auf dem Boden stehen. Der ganze Boden war von einem weißen, weichen Teppich bedeckt, der angenehm unter ihren Füßen federte. Ein Tisch stand vor dem Monitor, an dem zwei Stühle standen, in einer Ecke neben dem Badezimmer stand ein kleiner Tisch aus Glas, auf dem Bürsten, Kämme, eine Schmuckschatulle, verschiedene Bänder, Spangen und Tücher lagen. Die Wand gegenüber dem Monitor, in der auch die Tür zu ihrem Wohnzimmer lag, war mit einem Muster aus Kirschblüten und Kirschen tragenden Zweigen verziert, die täuschend echt wirkten, auch wenn sie nur ein Bild an der Wand waren.
Einige der Blüten waren plastisch und sendeten weiches, gleichmäßiges Licht in den Raum. Von der Decke hing, über dem Tisch, ein Mobiles aus roten und weißen Kugeln und Tetraedern. Ihr Bett stand mitten im Raum. Es war groß, bedeckt von einer Tagesdecke aus roter und weißer Seide, die an allen Seiten des Bettes glatt bis zum Boden hing. Ein paar grüne Kissen zierten die spiegelglatte Fläche des Bettes. Würde Lavendra sich drauf setzen, oder auf irgendeine andere Art die glatte Fläche zerstörte, würde Ben, oder ein anderer Sklave der gerade in der Nähe war, sie anschliessend wieder herrichten. Genauso wie Ben das Handtuch, dass sie fallen ließ, aufsammelt und zurück ins Badezimmer trug, um es ordentlich über einen der Handtuchhalter zu hängen.
Sie achtete nicht auf ihn, sondern betrachtete sich in dem Spiegel, der die Vorderseite ihres Kleiderschrankes ausmachte, und damit die Wand gegenüber des Badezimmers völlig ausfüllte. Sie war eine attraktive, kleine und schlanke, vollbusige Frau. Ihre Figur verfügte über ausreichend Rundungen an den richtigen Stellen um Blicke auf sich zu lenken, und sie Kleider tragen zu lassen, die zeigten und nicht kaschierten. Ihr langes goldenes Haar glänzte wie der Sonnenschein, wobei sie etwas nachhalf mit einem Schampoo, dass dem Haar den Goldton hinzufügte, und umschmiegte sanft ihre weichen Schultern.
Sie war hübsch, das sagten alle und sie konnte es in den Blicken der Männer sehen, die sie ansahen. Sie sah es auch in dem bewundernden Blich von Ben der nun abwartend in der Tür zwischen Bad und Schlafzimmer stand, den Blick gesenkt haltend.
Noch immer unglücklich über den bevorstehenden langweiligen Abend legte sie die Hand auf den Spiegel und schob die Fläche auseinander. Trennlinien waren nicht zu sehen, es schien eine große spiegelnde Fläche zu sein, von einer Wand zur anderen und vom Boden bis zur Decke, doch als sie leicht mit der Hand schob, öffnete sich ein Spalt und dahinter wurde das innere eines Schrankes sichtbar. Sie wählte ein schlichtes, aber elegantes hellgraues Kleid mit einem langen Schlitz an der Seite, dessen selbstverschliessender Rand dafür sorgte, dass ihr Bein immer nur kurz herausschaute, ehe es wieder von Stoff verdeckt war. Der Stoff war glatt, glänzte leicht und schmiegte sich wie eine zweite Haut um ihren Körper. Verschlüsse brauchte das Kleid nicht.
Wortlos, und nicht gut gelaunt, setzte sie sich nun hin und nahm ein Lesepad zur Hand, während Ben der ebenso wortlos herbeieilte, begann ihr Haare sorgfältig aus zu kämmen. Sie ließ sich gerne von ihm bedienen. Er war hübsch, kräftig aber nicht zu muskulös, sanft und höflich. Wenn er sie ansah, sah sie die Bewunderung in seinem Blick, und so duldete sie auch, dass es ihm nicht immer gelang den Blick demütig zu Boden zurichten, wenn sie vor ihm stand. Seine stille, zuvorkommende Art gefiel ihr und so war er es von dem sie sich baden und frisieren ließ.
Während er mit ihren Haaren beschäftigt war, lass sie ein paar Zahlen und Daten zu der Geschäftspartnerin mit der sie heute essen würden. Sie kam von der Nova, einem anderen Schiff der Flotte, und war sehr erfolgreich. Familie Lorit würde sie gerne als Geschäftspartnerin sehen, gerade in ihrer Konkurrenz zur Familie Rabe wäre das ein großer Fortschritt.
Lavendra sollte charmant sein, eine nette Gesellschaft und ein wenig flirten. Sie flirtete gerne, auch mal mit Frauen, wenngleich sie Männer deutlich vorzog, aber diese Frau versprach sehr langweilig zu sein. Sie war eine Geschäftsfrau durch und durch, das sagten alle Ergebnisse ihrer Recherchen aus. Geschäftsessen wurden von der Familie Lorit gründlich vorbereitet, dazu gehörten auch Recherchen über Vorlieben und Abneigungen so wie die Interessen ihrer Gäste und Partner. Diese Frau würde vermutlich Lavendras Gesellschaft und Aufmerksamkeit als angenehm empfinden, aber mit ihr über Geschäftliches sprechen wollen. Ein Flirt mochte die Stimmung angenehmer gestalten, aber sie würde beim Geschäft bleiben wollen, soweit zumindest die Einschätzung von Hamned, dem Familienoberhaupt der Familie Lorit.
Also las Lavendra ihren Text, während Ben ihre Haare in Form brachte. Als sie durch war, legte sie das Pad zur Seite, wohin war unwichtig, Ben würde es an seinen Platz räumen, stand auf und wählte aus ihrem Schmuck ein Kette mit grünen und weißen Perlen aus. Um den Eindruck abzurunden wählte sie noch einen schmalen, durchsichtigen Schal von denen, die Ben ihr hinhielt und verließ ihr Zimmer um auf dem hellen Stein, der die Gänge des Wohnhabitates der Familie Lorit bedeckte, einem langweiligen Abend entgegen zu gehen.